Beruf & Karriere

Was hoch ist ein gutes Gehalt in der Gastronomie?

Die Gastronomie zählt zu den Branchen, in denen Leidenschaft oft mehr zählt als Geld. Doch angesichts steigender Lebenshaltungskosten und eines anhaltenden Fachkräftemangels wird die Frage dringlicher: Was ist eigentlich ein gutes Gehalt in der Gastronomie in Deutschland?

Zwischen Begeisterung und Belastung

Kellnerinnen, Köche, Barkeeper und Hotelfachleute – sie halten den gastronomischen Betrieb am Laufen, oft unter großem Zeitdruck und zu ungewöhnlichen Arbeitszeiten. „Viele arbeiten hier, weil sie den Kontakt zu Menschen lieben und ihren Beruf mit Herzblut ausüben“, sagt Johanna Schuster, Gewerkschaftssekretärin bei der NGG (Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten). „Aber Begeisterung allein bezahlt keine Miete.“

Tatsächlich gilt die Gastronomie seit Jahren als Niedriglohnbranche. Laut einer Erhebung der Bundesagentur für Arbeit lag das durchschnittliche Bruttomonatsgehalt in der Gastronomie 2024 bei rund 2.450 Euro. Das ist deutlich unter dem gesamtdeutschen Durchschnitt von etwa 4.100 Euro.

Unterschiede zwischen Stadt und Land

Was als „gutes Gehalt“ gilt, hängt stark vom Standort ab. In München oder Hamburg sind die Lebenshaltungskosten erheblich höher als etwa in Thüringen oder Mecklenburg-Vorpommern. Dort gelten 2.800 Euro brutto bereits als ordentliches Gehalt, während in Großstädten viele Beschäftigte erst ab 3.200 bis 3.500 Euro von einem auskömmlichen Einkommen sprechen.

Ein Beispiel: Eine ausgebildete Köchin in einem städtischen Restaurant verdient laut Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit durchschnittlich 2.800 Euro brutto im Monat. In einem vergleichbaren Betrieb auf dem Land liegt der Medianlohn bei etwa 2.300 Euro.

Trinkgelder können die Bilanz etwas verbessern – besonders im Service. In Spitzenrestaurants oder Bars können bis zu 400 Euro monatlich hinzukommen. Doch Trinkgelder sind unsicher und schwanken stark je nach Saison und Gästestruktur.

Mindestlohn und Tarifbindung

Seit der Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf 12,41 Euro pro Stunde (Stand November 2025) hat sich die Einkommenssituation vieler Beschäftigter leicht verbessert. Dennoch arbeiten noch immer viele an der unteren Lohngrenze.

Tarifverträge spielen in der Branche eine wichtige Rolle, doch nur rund 30 Prozent der Betriebe sind tarifgebunden. Laut NGG erhalten tariflich Beschäftigte im Schnitt etwa 15 bis 25 Prozent mehr Lohn als ihre Kolleginnen und Kollegen in nicht tarifgebundenen Betrieben. Ein ausgelernter Koch verdient tariflich zwischen 2.800 und 3.400 Euro brutto, eine Restaurantfachfrau zwischen 2.700 und 3.100 Euro.

Fachkräftemangel verändert den Markt

Der akute Personalmangel in der Gastronomie zwingt viele Arbeitgeber zum Umdenken. Seit der Corona-Pandemie haben zehntausende Fachkräfte die Branche verlassen – viele suchten Jobs mit geregelteren Arbeitszeiten und besserer Bezahlung.

In der Folge steigen die Löhne langsam, insbesondere in Städten und größeren Hotelketten. Manche Betriebe bieten zusätzliche Anreize: Überstundenausgleich, 4-Tage-Woche, freie Wochenenden oder Zuschüsse zur Miete. „Ein gutes Gehalt allein reicht oft nicht aus – faire Arbeitsbedingungen und Planungssicherheit sind genauso wichtig“, betont Schuster.

Was wäre „gut“?

Experten sprechen davon, dass ein „gutes Gehalt“ in der Gastronomie mindestens 20 bis 30 Prozent über dem gesetzlichen Mindestlohn liegen sollte, also etwa 2.800 bis 3.200 Euro brutto für Vollzeitkräfte. Für leitende Positionen wie Küchenchefs, Restaurantleiter oder Hotelmanager sind Gehälter zwischen 3.500 und 5.000 Euro üblich, in der gehobenen Hotellerie oder Sterne-Gastronomie auch deutlich mehr.

Im Vergleich zu anderen Berufen mit ähnlichen Ausbildungswegen hinkt die Branche jedoch hinterher. Einzelhandelskaufleute verdienen im Durchschnitt rund 3.100 Euro, Industriemechaniker sogar über 3.500 Euro brutto.

Ein gutes Gehalt in der Gastronomie in Deutschland ist also relativ – es hängt von Region, Qualifikation, Arbeitgeber und Position ab. Doch eines ist klar: Die Branche steht unter Druck, attraktiver zu werden. Nur wenn Löhne steigen und Arbeitsbedingungen sich verbessern, kann die Gastronomie langfristig ihre Fachkräfte halten.

Die Gäste erwarten Qualität und Service – doch dafür braucht es motivierte Menschen. Und Motivation entsteht nicht nur durch Leidenschaft, sondern auch durch Wertschätzung. Die zeigt sich letztlich auch auf dem Gehaltszettel.

Redaktion
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