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THE INDIAN ROOM: Die Poesie der fünf Sinne

THE INDIAN ROOM: Die Poesie der fünf Sinne

In einer Stadt, die für ihre bodenständige Küche bekannt ist, wagt ein neues Restaurant den künstlerischen Aufbruch. THE INDIAN ROOM im Herzen Münchens Schwabing versteht sich nicht als Lokal, sondern als Bühne für eine orchestrierte Reise durch die fünf Sinne. Es ist ein mutiges Konzept, das die Grenzen der gehobenen indischen Küche neu definiert und dabei so überzeugend ist, dass man meint, der Geist eines Maharadschas habe persönlich die Regie übernommen.

Die Reise beginnt nicht mit der Speisekarte, sondern mit dem Raum. Der schwere Vorfall des Alltags bleibt wortwörtlich vor der Tür. Betritt man das Restaurant, umfängt einen eine Atmosphäre, die Luxus und Intimität paradox vereint. Die Einrichtung zitiert die Opulenz indischer Paläste – gedämpftes Licht, tiefe Samtpolster, kunstvolle Jali-Gitter, die das Spiel von Schatten und Licht inszenieren –, ohne je überladen zu wirken. Es ist ein Raum, der zum Verweilen einlädt, ein „sensorischer Kokon“, wie es der Gastgeber nennt.

Die Nase: Der Duft der Erinnerung

Noch bevor das erste Glas Champagner serviert ist, hat der Geruchssinn die Führung übernommen. Ein komplexes Bouquet aus rauchigem Tandoor, scharf angebratenen Bockshornkleeblättern und der süßlichen Note von slow cooked Cashew-Curry zieht durch den Raum. Es ist ein berauschendes Aroma, das Assoziationen weckt: an die Gewürzbasare von Old Delhi, an die komplexen Masalas königlicher Hofküchen. Dieser olfaktorische Prolog verspricht, was das Restaurant hält: keine bloße Mahlzeit, sondern eine tiefe, emotionale Verankerung in der kulinarischen DNA Indiens.

Das Auge: Ein Fest der Farben

Die Küche betreibt keine einfache Speisenzubereitung, sie inszeniert Tellerkunst. Ein Butter Chicken kommt nicht einfach in einer Schüssel, es wird als eine Komposition aus zartrosa Hähnchen, tiefrotem Tomatenragout, einem Spiegel aus goldener Butter und einem Hauch von frischem Koriander präsentiert. Ein Dal Makhani gleicht einer nächtlichen Landschaft, übersät mit goldfunkelnden Gewürzölen. Die Präsentation ist von einer Ästhetik, die an die Moderne angelehnt ist und doch stets den Respekt vor der Tradition bewahrt. Man zögert, die Stille dieser Tellergemälde zu stören.

Der Gaumen: Die Meisterschaft der Balance

Doch die wahre Kunst offenbart sich im Geschmack. Hier wird nicht mit schierer Schärfe geprotzt, sondern mit der Finesse des Ausgleichs. Die Gewürze sind reichhaltig, aber niemals dominant; sie umspielen die Hauptzutat, heben sie hervor, anstatt sie zu erdrücken. Die moderne Interpretation zeigt sich in leichteren Saucen, in unerwarteten Texturbrüchen – einem knusprigen Pappadam-Trüffel, einem granitierten Mango-Lassi als Amuse-Gueule. Es ist eine Küche, die sowohl den Puristen als auch den Avantgardisten begeistert.

Das Ohr und das Gefühl: Der Rhythmus des Abends

Die sinnliche Erfahrung wird abgerundet durch den perfekt choreografierten Service, der diskret und anteilnehmend zugleich ist, und durch eine Soundkulisse aus minimalistischen Klängen, die traditionelle Sitar mit ambienten Elektrobeats verbindet. Es ist der Soundtrack zu einem Abend, der Eleganz nicht als Distanz, sondern als eine Form der Zuwendung begreift.

Das THE INDIAN ROOM ist mehr als eine kulinarische Bereicherung für München. Es ist ein Statement. Es beweist, dass indische Küche die komplexe Tiefe und Eleganz besitzt, um in der allerersten Liga der Haute Cuisine mitzuspielen. Ein Besuch hier ist keine Dinner-Party, sondern eine Expedition – eine der lohnenswertesten, die die Stadt derzeit zu bieten hat.

THE INDIAN ROOM

Belgrad Str. 9,

80796 München

www.the-indian-room.de

Redaktion
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